
Der Architekt der Peregrini-Kapelle
Melchior
Hefele (1716-1794) war einer der bedeutendsten Baukünstler des
Spätbarock in Österreich und Ungarn. Geboren in Kaltenbrunn im Tiroler
Kaunertal als Sohn eines Maurermeisters bäuerlicher Herkunft erwarb er
nach Absolvierung der Tischlerlehre eine Ausbildung als Zeichner bei
Hofschlosser Johann Georg Oegg in Würzburg und übernahm dort um 1737
die Leitung der Handwerkszeichenschule („Reißschule“). Der Bau der
Würzburger Residenz von Architekt Balthasar Neumann erweckte Hefeles
Interesse an der Baukunst. Nach Wien übersiedelt gewann er 1742 einen
Wettbewerb an der k.k. Akademie der bildenden Künste in Wien im Fach
Architektur mit einer Goldmedaille. Seine ersten nachgewiesenen
Arbeiten waren Innenraumgestaltungen von Kirchen: 1748 Altar und Kanzel
in der Wallfahrtskirche von Kopaza (Kolbendorf) in Westungarn, ab 1751
Hochaltar, Marienaltar und Kanzel der Wallfahrtskirche Sonntagberg in
Niederösterreich im Auftrag des Benediktinerstifts Seitenstetten. 1757
ernannte ihn die Akademie der bildenden Künste in Wien zum wirklichen
Mitglied. Um 1760 entwarf er Pläne für einen Neubau von Kloster und
Kirche von Seitenstetten. 1764 beauftragte ihn Fürst Nikolaus von
Esterházy mit der Planung des Schlosses Fertőd am Neusiedlersee, mit
dessen Ausführung der Wiener Hofbaumeister Johann Ferdinand Mödlhammer
betraut wurde. Von 1764 bis 1777 wirkte Melchior Hefele als Architekt
des Fürstbischofs von Passau und errichtete dort die bischöfliche
Residenz.
Ab 1770 arbeitete Hefele über längere Zeit als
Architekt in Ungarn. Zunächst ließ der Bischof von Györ (Raab), Graf
Zichy, durch ihn den Dom neu ausgestalten. 1777 beauftragte Fürstprimas
Kardinal Erzbischof József Batthyány Hefele mit dem Bau des
Primatialspalastes in Pressburg (Bratislava). Zugleich erging an ihn
der Auftrag des ersten Bischofs der neu gegründeten Diözese Szombathely
(Steinamanger) zur Errichtung des Domes, des Bischofspalastes, des
Priesterseminars und der Domherrenhäuser in dieser Stadt. In Wien
erhielt der hoch angesehene Architekt den Auftrag zur Gestaltung der
Trauerdekorationen („Castra doloris“) für die verstorbenen Kaiser
Joseph II. (1790) und Leopold II. (1792).
Das „Tempietto-Motiv“
in der Apsis der Peregrini-Kapelle spielte im Werk Melchior Hefeles
wiederholt eine wichtige Rolle. Es zeigt den Übergang vom Spätbarock
zum Klassizismus. Bereits Hefeles Frühwerk, die Gestaltung des
Hochaltares der Wallfahrtskirche auf dem Sonntagberg, ist als mächtiger
Rundtempel mit zwölf Säulen über einem hohen Sockel konzipiert. Auch
Hefeles Altäre in Raab und Wien-Neulerchenfeld sind wie Innenräume von
Rundtempeln in die Apsis des Kirchenschiffs gestellt.