Das
Taufbecken
In der
frühchristlichen Kirche wurden die Taufbewerber durch Untertauchen
in natürlich fließendes Wasser getauft, ganz nach dem Vorbild
der Taufe Jesu (vgl. Mt 3,13-17) und der Erzählung der Taufe
des äthiopischen Kämmerers durch Philippus in der Apostelgeschichte
(vgl. Apg 8,26-39). Nach der konstantinischen Wende in der ersten
Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. wurden jedoch beim Bau von
Kirchen eigene Kapellen errichtet, die sog. Baptisterien ("Taufkapellen").
Diese waren entweder der Kirche unmittelbar angegliedert oder stellten
einen eigenen, meist dem westlichen Kirchenportal vorgelagerten Bau
dar. Darin befand sich ein großes Becken, das mit fließendem
Wasser verbunden war und in das die Taufbewerber dreimal ganz eingetaucht
werden konnten.
Dieses
dreimalige Eintauchen, bei dem gesprochen wird: "(Name), ich
taufe dich im Namen das Vaters - und des Sohnes - und des Heiligen
Geistes", hat eine ganz besondere Bedeutung: Zum einen symbolisiert
es die Reinwaschung und Wiedergeburt aus dem Wasser des Lebens, zum
anderen das Hineingenommen werden in den Tod Christi: So wie Jesus
drei Tage im Reich des Todes gefangen war, so taucht der Täufling
dreimal ein in das Reich des Todes. Das Meer symbolisierte in der
Antike nämlich den Sitz der lebensfeindlichen Mächte, denn
der Mensch kann im Wasser nicht überleben.
Der Apostel
Paulus schreibt: "Wir sind auf den Tod Jesu Christi getauft
und wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, und wie Christus
von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen
leben..." (vgl. Röm 6,3-4). Dies ist die große
Hoffnung, die uns in der Taufe zugesprochen wird: dass wir an der
Auferstehung Christi Anteil erhalten. Deshalb war und ist die Liturgie
der Osternacht der ursprüngliche und eigentliche Ort für
die Taufe.
Gemeinsam
mit der Erstkommunion und der Firmung stellt die Taufe das "eine
Sakrament der Eingliederung in die Kirche" dar. Wer zu Christus
gehört, wird aufgenommen in die Gemeinschaft der Kirche. Um dies
zum Ausdruck zu bringen, steht heute das Taufbecken in der Regel im
Inneren der Kirche, so dass das Kind, das zur Taufe getragen wird,
auch ganz real und bewusst in die Kirche hineingetragen wird. Bei
der Taufe während des Sonntagsgottesdienstes als die "wöchentliche
Osterfeier" kommt dieses Aufgenommen-Werden in die christliche
Gemeinde besonders deutlich zum Ausdruck. Über dem Taufbecken
wird das Kind dreimal mit dem gesegneten Taufwasser übergossen
- als Symbol für das dreimalige Untertauchen in das Wasser.
Das Taufbecken,
das gut sichtbar sein sollte, erinnert aber auch alle, die schon getauft
sind, an ihre eigene Taufe und an die große Hoffnung, zu der
sie berufen sind.
P.
Martin M. Lintner