Predigtreihe zu den liturgischen Orten
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erstellt am 15. Februar 2004

Die Sessio - der Priestersitz

Im heutigen Evangelium hören wir: "Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus" (Lk 5,3). Auch an anderen Stellen ist davon die Rede, dass sich Jesus an einem besonderen Platz setzte, um von dort aus das Volk zu belehren, so etwa bei der Bergpredigt (vgl. Mt 5,1-2).
Ausgehend von diesen biblischen Stellen, war die ursprüngliche Körperhaltung des Vorstehers einer liturgischen Versammlung das Sitzen. So war es jahrhundertelang Tradition, dass der Bischof auf der "Kathedra", dem Bischofssitz, saß, von wo aus er dem Wortgottesdienst vorstand und auch die Auslegung der Heiligen Schrift in der Predigt vortrug. Um die Autorität des bischöflichen Amtes zu betonen, war der Bischofsstuhl in der Regel nicht nur prachtvoll gefertigt, etwa aus kostbarem Marmor oder kunstvoll geschnitzt, sondern auch um einige Stufen erhöht und manchmal sogar von einem Baldachin überdacht.

Die Kathedra befindet sich allerdings nur in den Bischofskirchen. In allen anderen Kirchen gibt es die sogenannte Sessio, den Sitz für den Priester, der der liturgischen Feier vorsteht. Besonders nach der Liturgiereform des zweiten Vatikanischen Konzils wurde darauf geachtet, dass in allen Kirchen eine Sessio errichtet wurde. Diese ist zwar weniger hervorgehoben als der Bischofssitz, ist aber dennoch von den übrigen Sitzplätzen deutlich unterschieden.

Die Funktion der Sessio besteht darin, dem Priester einen Ort zu geben, von wo aus er seiner Aufgabe als Leiter des Gottesdienstes gut gerecht werden kann. Von daher soll die Sessio an einer Stelle sein, die von der ganzen versammelten Gemeinde gut einsehbar ist und die es dem Priester erlaubt, mit der Gemeinde in Blickkontakt zu treten. Schon von der Lage der Sessio her sollte daher verständlich werden, dass der Vorsteher auf die feiernde Gemeinde hingeordnet ist, mit der er in einen Dialog tritt, was besonders durch die Antworten der Gemeinde zum Ausdruck kommt, z.B. antworten auf die Grußformel "Der Friede des Herrn sei mit Euch" alle mit "Und mit deinem Geiste!"

Wichtig ist, dass der Priester einerseits von der Sessio aus von allen gut gesehen und gehört werden kann, dass die Sessio andererseits aber auch den Blick zum Altar nicht verstellt. In der Regel sollte deshalb die Sessio ihren Platz seitlich vom Altar haben und dem Volk zugewandt sein.
Nach den liturgischen Regeln steht die Sessio klar im Altarbereich, weil damit auch die tiefe spirituelle Bedeutung deutlich wird, auf die das zweite Vaticanum in der Liturgiekonstitution hingewiesen hat, dass nämlich in der Person des Priesters, der den Gottesdienst leitet und den priesterlichen Dienst vollzieht, die immerwährende Gegenwart Christi inmitten seiner Kirche zum Ausdruck kommt.

P. Martin M. Lintner