Wiener
Servitenkirche "Maria Verkündigung" der Pfarre Rossau
Mit kaiserlichem
Dekret (Ferdinand III) vom 16. September 1638 erhielt der Servitenorden
(vermutlich durch die tatkräftige Unterstützung des Fürsten
Octavio Piccolomini) die Erlaubnis, in Wien ein Kloster zu
gründen. Bereits am 19. Mai 1639 wurde eine hölzerne Notkirche
im Beisein des Kaisers, seiner Gemahlin und vieler Fürsten eingeweiht.
Am 11. November 1651 war die Grundsteinlegung des heutigen schönen
Bauwerks. Es wurde dann in zwei Bauetappen errichtet. Die Konsekrierung
erfolgte im Jahr 1670, die vollständige Innenausstattung war
1677 vollendet. Die Peregrinikapelle [8] sowie die beiden Kirchtürme
sind Zubauten aus dem 18. Jahrhundert.
Inspiriert
vom italienischen Architekten Palladio errichtete Martin Carlone die
Servitenkirche. Sie war Vorbild für andere berühmte Wiener
Sakralbauten wie die Karlskirche im 4. Bezirk, die Salesianerkirche
im 3. Bezirk und die Peterskirche im 1. Bezirk.
Der
Grundriss unserer Kirche zeigt einen langgestreckten elliptischen
Hauptraum, durchsetzt von zwei Kreuzarmen, der westliche davon als
Altarraum bedeutend verlängert. Vier völlig gleichartige
halbkreisförmige Altarnischen sind zwischen den Kreuzarmen eingefügt.
Hinter dem Hauptaltar schließt die Sakristei mit darüberliegendem,
zum Kirchenschiff hin offenem Chor, für die Mönche an.
Das bedeutenste
Kunstwerk dieser Kirche ist wohl die Pietà (um 1470)
[1] auf dem Schmerzensaltar, unter dem sich auch das Grab des Fürsten
Octavio Piccolomini - ein Gegenspieler Wallensteins - befindet.
Sein Wappen finden wir über dem Kircheneingang und im Kirchenschiff
beim Schmerzensaltar. Durch seine tatkräftige Unterstützung
wurde der Bau dieses Barockjuwels ermöglicht.
Ein anderer
Gönner ist Freiherr Christoph von Abele, er stiftete den
Liboriusaltar [6] über dem sich auch sein Wappen befindet. Neben
dem Altarbild stehen zwei Heilige, der hl. Christophorus als Abeles
Namenspatron und die hl. Clara als die Namenspatronin seiner Frau.
In Abeles Stadthaus fand der Servitenkonvent während der Türkenbelagerung
1683 Zuflucht. Einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken,
dass diese Kirche während der Türkenbelagerung nicht der
angeordneten Schleifung der Vorstadt zum Opfer gefallen und uns so
vollständig erhalten geblieben ist.
Am Altar
des hl. Sebastian [2] finden wir die Figur des hl. Augustinus, nach
dessen Ordensregel die Serviten leben, und die Figur des hl. Ambrosius,
der Augustinus taufte.
Die Kanzel
(1793) [3] wurde teilweise von einem Servitenlaienbruder aus Mieders/Tirol
gefertigt.
Auf die
besondere Marienverehrung des Ordens weist in dieser Kirche das Hochaltarbild
[4], eine Verkündigungsszene darstellend, hin. Es ist umgeben
von den überlebensgroßen Figuren der Eltern Johannes des
Täufers, Zacharias und Elisabeth, und der Eltern Marias - Joachim
und Anna. Im Gibel eines jeden Seitenaltars finden wir Mariendarstellungen
und, um die gemalte Uhr angeordnet, eine Verkündigungsszene.
Die beiden großen Deckenfresken stellen die Himmelfahrt und
Krönung Marias dar. Sie sind umgeben von acht Medaillons mit
Bildern aus dem Leben Jesu.
Das rechts
an der Wand des Hochaltarraumes angebrachte sogenannte Galgenkreuz
[5] aus dem 13. Jhdt. befand sich ursprünglich auf der Richtstätte,
dem heutigen Schlickplatz.
Ein besonders
verehrter Heiliger des Servitenordens ist der hl. Peregrin, Patron
der Fuß- und Krebsleidenden. In die Peregrini-Kapelle kommt
man durch den Eingang beim sogenannten Annaaltar [7]. Besondere Beachtung
verdienen auch die Stoffbilder hinter Glas bei diesem und beim Schmerzensaltar
[1].
Weitere
Altäre sind dem hl. Johannes [9] und dem hl. Philippus Benitius
aus dem Servitenorden [12] geweiht.
Rechts
vom Kircheneingang ist die Kapelle der hl. Juliana Falconieri, "Mutter
der Servitinnen" [10], links die Kapelle des hl. Johannes von
Nepomuk, Patron der österreichischen Servitenprovinz [11].
Das Kirchenschiff
wird durch ein schönes Gitter aus dem Jahr 1670 abgeschlossen.